12.03.2009

Allgemeine (Groß-) Geschäftsbedingungen

So konnte es nicht weitergehen. Sie waren nicht für alle Exkremente verantwortlich, schon gar nicht in ihrer Funktion als Fahrradhändler. Wie waren sie überhaupt zu diesem Geschäftszweig gekommen? Das mußte aufhören. Schrittweise natürlich, um die Kunden nicht zu vergrätzen. Für Kunstkot würden sie vorerst weiter Garantien geben, aber ...


»Natürlicher Verscheiß ist von der Gewährleistung ausgeschlossen.«

(Dank an F.!)

10.03.2009

Ungewußt

Das Schöne am Volksmund ist, daß er manche Dinge so treffend auf den Punkt bringt. Das Schwierige ist, daß er das Gegenteil oft ebenso treffend auf den Punkt bringt. Die ganze Welt liegt dir zu Füßen, begreifst du sie mit deinem Wissen. (Volksmund) Aber: Unwissenheit ist ein Segen. (Volksmund)Wissen ist Macht. (Volksmund) Aber: Was ist dümmer und macht unglücklicher als Gescheitheit? (Hesse)

Das Verwirrende ist: Es stimmt alles. Nur eben nie zur selben Zeit.

Die Lage ist unbefriedigend. Deshalb möchten wir der Sprachgemeinschaft ein neues Sprichwort an die Hand geben, das ihr sichere Orientierung geben soll. Wo sie weiß, was Sache ist: »Unwissenheit bei billigen MP3-Playern ist ein Segen.«

Vielleicht könnten wir ja irgendwie herausbekommen, nach welcher Systematik der Player neue Lieder einordnet, die wir am Rechner in einen der Ordner kopieren. Der Name ist es nicht. Auch nicht das Datum. Ein neuer Song ist beim Abspielen nicht der letzte, nie. Er ist auch nicht da, wo er dem Alphabet nach hingehörte; was insofern keinen verwundert, als es alle anderen ja auch nicht sind. Er ist irgendwo. Man weiß es nicht. Wir wissen es nicht. Und Unwissenheit ist ein Segen.

Diese hier jedenfalls. Der »Alles mögliche«-Ordner ist riesengroß, halbherzig drücken wir uns von Lied zu Lied, um das neue zu finden, aber es ist zwecklos. Wir bleiben irgendwo hängen und hören die völlig willkürliche, doch uns bekannte Abfolge – und plötzlich erklingt das neue Stück. Da ist es. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum es gerade an dieser Stelle ist, aber es ist da. Wir freuen uns, und die Überraschung macht uns lächeln. Unwissenheit ist der Friede im Leben. (aus Indien)

Menschen, die die Sache nicht durchdacht haben, weisen uns nun auf die Shuffle-Funktion hin. Doch das ist nicht das gleiche. Da wird zufällig abgespielt, und immer wieder neu zufällig. Alles ist gleich überraschend und nichts ist besonders. Im unserem Fall ist die Abfolge abstrus und wirr; kein Mensch weiß, warum ein Song an einer bestimmten Stelle steht. Aber da steht er dann. Es ist immer die gleiche abstruse und wirre Abfolge. Wir gewöhnen uns an sie, und nur in ihr wirkt die schöne Überraschung der Neulinge. Und noch bevor sie selbst routiniert dazugehören, ist schon das nächste Stück neu hineinkopiert. Irgendwohin. Unverhofft kommt oft. (Volksmund)

06.03.2009

Sieben ohne: Schwer wiegende Argumente

von Ute Janssen


So manchesmal in meiner ersten zuckerfreien Woche dachte ich mir: Warum mache ich das eigentlich? Warum so krampfhaft auf etwas verzichten, was doch eigentlich schön ist, was Spaß macht und das Leben bereichert?! Nun gut, immerhin schreibe ich schon mal dieses Blog (es heißt tatsächlich das Blog, wie S., ein internetaffiner Freund von mir, mich jetzt schon mindestens dreimal genervt wie neunmalklug korrigierte). Also, ich schreibe das Blog, und es wäre ja blöd, wenn ich jetzt schreiben müßte: »Ach übrigens Leute, ich hab‘s mir anders überlegt. Mit Schokolade gefällt mir das Leben besser, es ist süßer und überhaupt – schmackhafter. Das Blog ist beendet, aber einen Versuch war es wert. Viel Spaß noch beim Lesen anderer Beiträge.« Ist also das der einzige Grund, durchzuhalten?! Daß ich aller Welt erzählt habe, daß ich sieben Wochen auf Kuchen & Co verzichten möchte? Daß ich außerdem einen journalistischen Auftrag habe?

Mitnichten. Erfuhr ich gestern. In der »TK Fitness Lounge« erstellte mir Trainer A. einen Trainingsplan. Was er dafür wissen mußte? Allerhand. Mein bisheriges Sportverhalten, meine sportlichen Wünsche und Ziele, er fragte mich nach meinem Gesundheitszustand, nach etwaigen Leiden und Verletzungen, er maß meinen Blutdruck, und er brauchte mein Gewicht. Mein Gewicht?!

Ich war seit mindestens einem Jahr nicht mehr auf der Waage. Erfolgreich schleiche ich jeden Samstagmorgen an meiner weißen Digitalwaage im Badezimmer vorbei – direkt in die Dusche. Samstag, das war früher immer mein Wiege-Tag. Bis ich beschloß: Warum sollte ich mir von ein paar Zahlen das Wochenende verderben lassen, warum so krampfhaft mein Gewicht kontrollieren? Worauf es ankommt ist, daß meine Lieblings-Jeans paßt, daß ich mich – abgedroschen, aber wahr – wohl in meinem Körper fühle. Ich brauche keine Waage. Und Punkt. Und da kommt dieser Fitness-Typ daher und möchte mein Gewicht wissen. In Zahlen. Nicht in »oach, meine Herrlicher-Jeans paßt. Zugegeben, sie saß schon mal besser. Aber der Knopf geht noch zu.«

Da hilft auch keine Grundsatzdiskussion über das übertriebene Festhalten an Zahlen und Kilogramm in dieser Welt. A. stellt mich auf die Waage und die mißt. Unerbittlich. Nicht nur mein Gewicht, sondern auch wie viel Prozent Wasser und Fett meinen Körper ausmachen. Na bravo, eine sehr appetitliche Vorstellung. Ich werde Ihnen hier nicht mein Gewicht verraten, von meinem Körperfettanteil ganz zu schweigen. Nur soviel: Ich hätte nie gedacht, daß ein Mensch soviel wiegen könnte. Na gut, daß ich soviel wiegen könnte. Ich treibe viermal die Woche Sport, ich laufe Marathon, soviele Kilogramm, das darf doch gar nicht wahr sein. »Gerade, wer viel Sport treibt, wiegt auch ein bißchen mehr«, versucht A. mich aufzuheitern. Sein sogenannter BMI (der »Body Mass Index« – das ist die Zahl, die das Gewicht in Relation zur Körpergröße ausdrückt) würde ihn sogar als übergewichtig ausweisen. Ich glaube kein Wort. Ich weiß nur soviel: Sieben Wochen ohne Süßigkeiten werden mir nicht nur mental gut tun.


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04.03.2009

Wenn die Endung mit dem Namen wedelt

Gratis-Wortspiel für alle Filmjournalisten mit Office-Vorliebe:


wag.the.doc
03.03.2009

Sieben ohne: Das erste Wochenende

von Ute Janssen


»Und wie ist es nun – so ohne Zucker?«, fragen mich die Kollegen und einige Freunde, die ich in mein Vorhaben von »Sieben Wochen ohne« eingeweiht habe. Ja, wie ist es denn eigentlich? Meistens völlig in Ordnung, aber manchmal eben auch nicht. Und die Krux ist: Die Manchmal-Momente wiegen schwerer. Denn: Während die Meistens-Momente unbemerkt vorbeirauschen, sind die Manchmal-Momente eine Qual – für mich und alle Beteiligten.

Am Wochenende esse ich besonders gern Süßes. Zum Frühstück ein Croissant mit Waldbeermarmelade, am Nachmittag ein Stück Käsekuchen von der Hamburger Traditionsbäckerei Stenzel und zwischendurch das, was meine heimische Süßigkeitenkiste hergibt. So ist das eben: Am Wochenende darf man Jeans tragen, ausschlafen und das essen, worauf man unter der Woche diszipliniert verzichtet.

Mein Freund ist ein wahrer Süßigkeiten-Junkie. Schon eine Woche ohne Schokolade, Kekse oder Bananenchips wäre für ihn undenkbar. Mein Vorhaben findet er trotzdem gut. Er versucht, mich zu unterstützen. Vom Bäcker bringt er am Samstagmorgen weder Croissant noch Milchhörnchen mit. Das Nutella ist glücklicherweise ohnehin gerade aus. Und als ich nachmittags von einem Stadtbummel nach Hause komme, sehe ich nur noch so gerade eben, wie mein Liebster das übrig gebliebene Papier einer Milka Tender Packung verstohlen hinter den Bildschirm seines Laptops schiebt.

Am Abend kommt es dann schlimmer. Wir beschließen, zuhause zu bleiben und uns einen gemütlichen Fernsehabend zu machen. Das bedeutet DVD, Heizung, Kuscheldecken und – nein heute kein Weingummi, keine Kekse, keine Nußschokolade, jedenfalls für mich. Denn: Während ich vor meinem Fastentee sitze, hat mein Freund zum Nachtisch einen Schoko-Pudding gelöffelt und jetzt ein Schälchen mit Macadamia-Nüssen vor sich aufgebaut. Unglaublich, aber wahr: Macadamia-Nüsse enthalten laut Packungsangaben ein Prozent Zucker, zumindest die vom Aldi. Und während Tom Hanks in dem Streifen »The Green Mile« drei Stunden als Vollzugsbeamter im Todestrakt vor uns auf und ab geht, tanzen durch meinen Kopf Muffins, Erdbeertorten und zarte Schweizer Milchschokolade.

Als der Film jedoch endet und ich meinen Fastentee abräume, bin ich doch ein klein wenig stolz: stolz durchgehalten zu haben. Mein erstes süßigkeitenfreies Wochenende ist geschafft. Und so schlecht habe ich mich gar nicht angestellt, finde ich ...


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